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Frauenweis(s)heiten im Mai

Dass mit der ersten Tochter etwas nicht stimmte, ahnte Katalin Dreyer-Illés schon länger. Aber erst nachdem der Sohn geboren war, und der sich so ganz anders entwickelte, bekam sie Klarheit. Bisher hatten die Ärzte ihr weisgemacht, dass jedes Kind sich in seiner ganz eigenen Art entwickle. Katalin glaubte das nicht länger. Es folgte die Diagnose Morbus Perthes, eine seltene Erkrankung des Hüftkopfes. Dass Marta eine geistige Beeinträchtigung hat, erkannten die Eltern und die Fachleute erst spät. Für Katalin folgte ein langer Weg an ihrer Seite. Es ereigneten sich menschliche Dramen, die die Tochter aus der Bahn warfen. Die Eltern bleiben auch in dieser schweren Zeit an ihrer Seite. Das Ehepaar ist inzwischen über 70 und macht weiter.

Agnes ist eine selten optimistische Frau, aber kürzlich war sie niedergeschlagen. Sie hatte von ihrem Sohn zum Muttertag ein paar freundliche Worte erwartet, doch diese kamen nicht. Von ihrem Sohn, den sie nach der Scheidung all die Jahre mit kochen putzen, waschen… unterstützt hatte. Sie war enttäuscht und wütend und schrieb per SMS: "Wenn ich dir am Muttertag kein Dankeschön wert bin, musst du von heute an deine Dinge selber erledigen." Der Sohn blieb stumm. Eine Reaktion kam von der Tochter: "Was fällt dir ein, so mit Armin umzugehen. Man schreibt keine solchen SMS, und obendrein hast du die Arbeit aus freien Stücken erledigt. Und überhaupt: Muttertag ist ein alter Hut. Wer erwartet denn heute an diesem Tag noch Reaktionen?"

Renate Metzger-Breitenfellner findet die Nôtre Dame in Paris atemberaubend, ein einzigartiges Kunstwerk. Sie hat sie im Innersten berührt. Gleichzeitig ist sie schockiert, dass die Superreichen ihre prall gefüllten Schatullen öffnen und sich so am Wiederaufbau beteiligen. Dies zum gleichen Zeitpunkt, an dem in der Nähe Obdachlose skandieren, sie bräuchten ein Dach über dem Kopf, und Politiker den protestierenden Gelbwesten erklären, sie hätten kein Geld für sie.

Monika Fischer und Bernadette Kurmann

Kontakt
Monika Fischer
fischerabt@bluewin.ch


PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
«Als Mutter gebe ich mein Kind nie auf.»
«Als Mutter gebe ich mein Kind nie auf.»

Solange ich kann, mache ich weiter

Foto und Text: Bernadette Kurmann

Katalin Dreyer-Illés wird in Ungarn geboren. Als sie acht Jahre alt ist, fliehen die Eltern beim Putsch 1956 mit ihren drei Kindern - und einem noch nichtgeborenen - in die Schweiz. Als junge Frau zieht sie mit ihrem Freund nach London und führt ein bewegtes Leben. Sie macht Bekanntschaft mit vielen Berühmtheiten. Katalin und ihr Mann kehren in die Schweiz zurück und bekommen zwei Kinder. Die Tochter entwickelt sich sehr langsam. Die Eltern realisieren ihre geistige Beeinträchtigung spät. Es folgt ein langer Weg an ihrer Seite. Dazu kommen menschliche Dramen, die der Tochter widerfahren. Die Eltern sind auch in dieser schweren Zeit bei ihr. Das Ehepaar ist inzwischen über 70, und sie bleiben dran.

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WAS UNS BESCHÄFTIGT

Muttertag

Bernadette Kurmann

Meine Nachbarin ist eine aussergewöhnliche Frau. Agnes* sprüht vor Optimismus, obwohl es ihr das Leben nicht leicht gemacht hat: Ihr Mann ist früh gestorben, ihre beiden Kinder zog sie allein auf. Ihr Geld hat sie vor allem mit Putzen verdient. Stets war sie für andere da: Sie brachte Nachbarn und Bekannten mit Liebe gezogenes Gemüse, kochte Konfitüre für den Bazar, brachte Blumen ins Altersheim. Den Sohn verwöhnte sie nach Strich und Faden.

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AKTUELL

​Kein Geld …

Renate Metzger-Breitenfellner

Ich kann mich noch genau erinnern, obschon seit unserer ersten Begegnung Jahrzehnte vergangen sind: Ich stand in dieser wunderbaren, riesigen Kirche und hatte alles um mich herum vergessen. Sie war einfach grossartig. Kein Vergleich mit dem Petersdom, er kann ihr nicht das Wasser reichen, dachte ich. Kein Vergleich mit all den anderen Kirchen, die ich besichtigt und in denen ich Kerzen angezündet hatte. In London und Wien, in Jerusalem und Köln, in Sarajevo und Bethlehem, in Lusaka, Berlin, Salzburg, Marseille, München und Nazareth.

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