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Frauenweis(s)heiten im Mai

Liebe Leserin, lieber Leser

Noch immer hält uns Covid-19 mit den damit verbundenen Einschränkungen fest im Griff. Trotz der ersten Lockerungen gilt für die Risikogruppen, zu denen wohl unsere meisten Leserinnen gehören, wenn möglich zuhause zu bleiben. Die einen haben sich mit der Situation arrangiert. Andere haben Mühe mit der auferlegten Isolation. Sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt.

Es ist wohl kein Zufall, dass alle Texte in diesem Newsletter von Menschen handeln, die aus verschiedenen Gründen am Rande der Gesellschaft leben und nicht oder nur begrenzt an ihr teilhaben können.

Vielleicht sind Sie erstaunt, beim Porträt anstelle des Bildes einer Frau Bäume zu sehen. Es hat seinen Grund: Von Martha Wenger (1891-1989) existiert kein einziges Bild. Nachdem ihr ein eigenständiges Leben in der patriarchalen Welt verwehrt blieb, lebte die Frau zurückgezogen in ihrem schönen Haus mit dem grossen Garten. Ihre ganze Liebe gehörte den Bäumen. Deshalb schenkte sie ihr Lebenswerk ihrer Wohngemeinde Kriens mit der Auflage, die Bäume unter Naturschutz zu stellen Im Auftrag der Stiftung Amlehngarten hat Bernadette Kurmann das Leben dieser Frau aufgrund der wenigen vorhandenen Daten nachgezeichnet.

Renate Metzger versetzt sich jetzt, wo wir in unserer Bewegungsfreiheit und den sozialen Kontakten eingeschränkt sind, in die Lage der geflüchteten Menschen. Vielleicht können wir jetzt im Ansatz erahnen, wie sich Frauen, Männer, Kinder weit weg von ihrer Heimat und ihren Angehörigen fühlen. Wenn durch solches Mit-fühlen eine gleichberechtigte Teilhabe von allen am gesellschaftlichen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Leben möglich würde, hätte Corona für sie einen Sinn.

So verschieden wie die Menschen sind, so unterschiedlich empfinden sie die aktuelle Krisensituation. Telsche Keese freute sich zuerst über die Sorge der Gesellschaft um die alten Menschen und genoss die neue Aufmerksamkeit. Und doch ärgert sie sich darüber, dass alle Menschen über 65 in den gleichen Topf geworfen und von der Gesellschaft ausgesperrt werden. Sie fordert, dass nach der Rückkehr ins normale Alltagsleben Werte der Freiheit und der Selbstverantwortung wieder mehr ins Zentrum gerückt werden.

Noch ist kein Ende der Krise in Sicht. Niemand weiss, wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird. Das verunsichert. Und doch werden wir wohl noch länger mit dem Virus leben müssen.
Lassen wir uns von den verschiedenen Medienmeldungen nicht entmutigen! Konzentrieren wir uns auf das Leben hier und jetzt!

Wir hoffen, dass Sie trotz der verordneten körperlichen Distanz immer wieder auch menschliche Nähe und Wärme erfahren.
So wünschen wir Ihnen in dieser schwierigen Zeit offene Herzen, Augen und Ohren für die kleinen und grossen Freuden des Alltags sowie Gesundheit und Zuversicht.

Sie werden auch in dieser Krisenzeit um die Monatsmitte Post von uns erhalten.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.

Monika Fischer und Bernadette Kurmann

Kontakt
Monika Fischer
fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
Ein Bild von Martha Wenger existiert nicht. Wir ersetzen es mit einem Bild ihrer geliebten Bäume.
Ein Bild von Martha Wenger existiert nicht. Wir ersetzen es mit einem Bild ihrer geliebten Bäume.

Kämpferin für die eigene Integrität

Bernadette Kurmann

Martha Wenger lebte von 1891 bis 1989 bis auf wenige Jahre in Kriens. Kein einziges Foto existiert von ihr. Sie selber hat dafür gesorgt, dass nichts von ihr übrigblieb. Sie hat fast alles ausradiert, was es über ihr Leben zu wissen gab. Aber das, was sie über alles liebte, hat sie ihrer Gemeinde Kriens geschenkt. Sie liess das alte Haus, in dem sie ihr ganzes Leben gewohnt hatte, noch vor ihrem Tod abreissen und schuf darauf einen wundervollen Waldgarten.

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WAS UNS BESCHÄFTIGT

Mit-erleben…

Renate Metzger

Es ist eine ganz normale Vernissage. Ali – so will ich ihn jetzt nennen – trägt ein Gedicht vor. Ein Gedicht, das er für seine Mutter geschrieben hat, die er seit Jahren schmerzlich vermisst. Für die Mutter, die er nicht mehr sehen kann, weil ihm sein Aufenthaltsstatus nicht erlaubt, irgendwohin zu reisen. Um genau zu sein: Reisen darf er schon, aber ein Rückreisevisum erhält er nicht – und so kann er de facto nur dann ausreisen, wenn er nicht mehr einreisen will. Das Gedicht verstehen in dem gut gefüllten Raum nur einige Menschen, Flüchtlinge wie Ali selbst, gestrandet in Europa, ohne Arbeit, ohne Freunde. Heimatlos. Erwerbslos.

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AKTUELL

Ist soziale Distanz das neue Miteinander?

Telsche Keese

Wie war das doch in der Vor-Corona-Zeit? Da hiess es: «Wir junge Arbeitnehmer/innen und junge Familien tragen die Last der Alten!» Diese Schlagzeile lehrte die alte Generation das Fürchten. Als ob nicht jede Generation auf den Schultern der vorherigen stünde.
Dann kam über Nacht das Virus über uns, und die alte Generation avancierte plötzlich zu einer beschützenswerten Spezies: «Wo bleiben die Grossmütter, ohne ihre Hütedienste können wir nicht arbeiten», riefen die Jungen. Das waren ganz neue Töne. War in der Not plötzlich geteilte Last, halbe Last?

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