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Frauenweis(s)heiten im Mai

Liebe Leserin, lieber Leser

Bei der GrossmütterRevolution machen auch Frauen mit, die keine leiblichen Enkelkinder haben. Dazu gehört Kathrin Keller, die Wahlgrossmutter von Rayyan und Alyan. Sie wäre lieber ein Bub gewesen, hatten doch früher die Mädchen nicht die gleichen Möglichkeiten in der Schule und bei der Berufswahl. Im Porträt ihrer Freundin Marie-Louise Barben blickt sie auf ihr wechselvolles Leben mit Sonn- und Schattenseiten zurück.

Das Leben der älteren GrossmütterGeneration wurde nicht nur durch die fehlende Gleichberechtigung geprägt. Zusätzlich hat die katholische Kirche mit dem Rollenbild der selbstlos dienenden Frau und Mutter sowie der rigiden und körperfeindlichen Sexualmoral viele Frauenleben beeinflusst. Trotzdem setzen sich viele Menschen weiterhin unermüdlich für Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung der Frauen in der hierarchischen Männerkirche ein. Dieses Jahr zum Beispiel mit dem Aufruf «Helvetia predigt!»

Was geben wir Grossmütter unseren Kindern und Enkelkindern weiter? Wo stehen junge Frauen heute? Ist für sie die Gleichberechtigung ein Thema? Diesen Fragen ist Barbara Bischoff im Gespräch mit der 18jährigen Enkelin nachgegangen. Es irritierte sie, wie wenig die Gymnasiastin vom Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht» mitbekommen hat. Dies zeigte ihr einmal mehr, wie wichtig der Austausch zwischen den Generationen ist.

Haben die Texte auch in Ihnen Erinnerungen oder Fragen geweckt?
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.

Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer, fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
Kathrin Keller, Wahlgrossmutter von Rayyan und Alyan, blickt auf ein wechselvolles Leben mit Sonn- und Schattenseiten zurück.
Kathrin Keller, Wahlgrossmutter von Rayyan und Alyan, blickt auf ein wechselvolles Leben mit Sonn- und Schattenseiten zurück.

Unter der Oberfläche eine verborgene Spur

Foto und Text: Marie-Louise Barben

Kathrin Keller kenne ich seit knapp dreissig Jahren. Die ausgebildete Primar- und Sekundarlehrerin arbeitete in den 1990er Jahren auf der kantonalbernischen Erziehungsdirektion im Bereich LehrerInnenfort- und weiterbildung. Sie ist eine vielseitige, kompetente, warmherzige Person, eine erfolgreiche Berufsfrau und eine verlässliche Freundin. Doch ihr Leben hat und hatte auch Schattenseiten. Letztes Jahr ist sie 80 geworden. Sie hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Nach ihrer Pensionierung war sie während Jahren sehr aktiv. Doch nach mehreren Operationen musste sie sich auf einen neuen Lebensrhythmus einstellen. Erinnerungen an eine lange zurückliegende Lebenskrise werden wach.

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DAMALS UND HEUTE

Das katholische Korsett

Monika Fischer

Der Einfluss der katholischen Kirche auf mein Leben wurde mir bei den Diskussionen rund um 50 Jahre Frauenstimmrecht erneut bewusst. Vorbild war in meinen frühen Jahren das Rollenbild der Frau, die im Dienst des Mannes und der Familie selbstlos für die anderen da ist. Neben der ersten Frau Eva, die als «Sünderin» den Mann verführt und die Menschheit um das Paradies gebracht hat, stand die grosse Heilige, die Gottesmutter Maria, die ihren Sohn «unbefleckt» empfangen hatte. So galt Sexualität als etwas Schmutziges, Geschlechtsverkehr ausserhalb der Ehe als Sünde. Im katholisch-konservativen Umfeld war ein Zusammenleben vor der Ehe undenkbar. Jung und unerfahren heiratete ich 1968 im weissen Kleid.

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​1971 – EINE ANNÄHERUNG
Deborah, 18, besucht im letzten Jahr das Gymnasium in Oerlikon. Im März konnte sie erstmals ihr Stimmrecht wahrnehmen. Barbara Bischoff ist ihre 73jährige Grossmutter.
Deborah, 18, besucht im letzten Jahr das Gymnasium in Oerlikon. Im März konnte sie erstmals ihr Stimmrecht wahrnehmen. Barbara Bischoff ist ihre 73jährige Grossmutter.

Generationengespräch mit der Enkelin

Barbara Bischoff

Anlass für das Gespräch ist das Jubiläumsjahr «50 Jahre Frauenstimm- und wahlrecht». Ich war um die 20, als dieses eingeführt wurde. Rückblickend erstaunt es mich, wie wenig ich mich im Vorfeld damit beschäftigt hatte. So habe ich damals die Abstimmungen und den Wahlkampf nur als Zuschauerin erlebt. Und doch beschäftigt das Thema mich und viele Frauen meiner Generation noch heute, war es doch der Anfang zu mehr Gleichberechtigung. Traurig, dass diese heute, 50 Jahre später, noch nicht Realität ist. Von meiner Enkelin Deborah wollte ich erfahren, ob die Frage der Gleichberechtigung für sie überhaupt ein Thema ist, hat doch ihre Generation gemäss meiner Wahrnehmung viel mehr Möglichkeiten, das Leben nach ihren Wünschen zu gestalten.

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