Schliessen

Aktionskonferenz Care-Revolution Berlin, März 2014

Über 50 Organisationen, Netzwerke und Initiativen veranstalteten vom 14. bis 16. März 2014 die Aktionskonferenz Care-Revolution in Berlin, unter den unterstützenden Organisationen auch die GrossmütterRevolution aus der Schweiz. Barbara Gurtner und Marie-Louise Barben von der Manifestgruppe haben an der Konferenz teilgenommen.

Soziale Reproduktion betrifft uns alle. Es geht um unser Leben, unseren Alltag: wie und mit wem wollen wir wohnen? Wie sorgen wir für uns und andere? Wie wollen wir gepflegt werden, wenn wir darauf angewiesen sind? Wie sieht eine gute Gesundheitsversorgung aus? Mit anderen Worten: Wie können die Lebensverhältnisse so gestaltet werden, dass alle die Unterstützung und Betreuung erhalten, die ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen? Viele Menschen arbeiten in diesen Bereichen – bezahlt und unbezahlt. Wir alle sind darauf angewiesen. Mit solchen Fragen wurde die Konferenz eröffnet und in verschiedenen Workshops diskutiert.

Die GrossmütterRevolution hat sowohl im Manifest als auch mit der Studie «Das vierte Lebensalter ist weiblich» ihre Anliegen und Bedürfnisse formuliert. Im Zentrum stehen Lebensqualität und Menschenwürde, ohne Wenn-und-Aber bis ins hohe, fragile Lebensalter. Frauen in der dritten Lebensphase sind die Generation, die als nächstes von den Auswirkungen der jetzt im Gesundheitswesen angeordneten (Spar)-Massnahmen betroffen sein wird. An diesen Fragen arbeiten wir im Moment und mit diesen Fragen und Vorstellungen gingen wir an die Konferenz.

Breit definierter Care-Begriff und …

Nicht nur die Vielzahl der einladenden Organisationen deutete auf einen breiten Care-Begriff hin: Es ging um Sorgearbeit in der Kinderbetreuung, im Gesundheitswesen, der Krankenpflege, bei behinderten Menschen bis hin zur Alten- und Angehörigenpflege und -betreuung. Auch die Anzahl der Anwesenden war eindrücklich: 500 Personen, eine bunt gemischte Gesellschaft, darunter sehr viele junge Frauen und Männer. Fast wurde frau ein wenig an die frühen bewegten 1970er Jahre erinnert (auch was das Outfit vieler Anwesenden betraf).
Initiiert und vorbereitet hatten die Konferenz Frauen der Rosa-Luxemburg-Stiftung www.care-revolution.site36.net/ sowie Gabriele Winker vom feministischen Institut Hamburg www.tuhh.de.

… breiter thematischer Einstieg

Care in Gesundheit und Bildung, Kinderbetreuung und Pflege, in Kämpfen um bezahlbaren Wohnraum, gegen Armut und Diskriminierung, für mehr Zeit- und Freiräume. Als Einstieg in die Diskussion stellten sich Projekte und Initiativen vor. Unter anderen: die ver.di Betriebsgruppe Charité, die für mehr Krankenhauspersonal kämpft, Women in Exile, Nicos Farm (ökologischer Bauernhof), das Denknetz Schweiz (am Beispiel Umgang mit Pendelmigrantinnen), oder die queerfeministische AG. Weitere Themen waren z.B. bezahlbarer Wohnraum oder ein Wohnprojekt für Demenzkranke.

Bei dieser Vorstellung kam klar zum Ausdruck:

  • Wo Sorgearbeit geleistet wird, steht diese unter Kostendruck. Überall wird gespart.
  • Ein grosser Teil der Sorgearbeit wird unbezahlt geleistet und bleibt gesellschaftlich unsichtbar.

Care hat ein Geschlecht

  • Unbezahlte Sorgearbeit wird immer noch eher den Frauen zugewiesen, sie geht ihnen quasi «natürlich von der Hand». Dadurch wird Fachkompetenz abgewertet, das Geleistete als selbstverständlich missachtet.
  • Niedrige Löhne in Sorgeberufen führen dazu, dass sich in der Care-Arbeit soziale Ungleichheiten verfestigen, was im Alter oft Armut bedeuten kann.

Her mit dem guten Leben

In Berlin haben wir die GrossmütterRevolution mit einem Plakat vorgestellt und wir haben in den Workshops mitdiskutiert und unsere Erfahrungen eingebracht. Zudem konnten wir unser Projekt „Das vierte Lebensalter ist weiblich“ im Rahmen eines Workshops einbringen. Vielleicht liesse sich kritisch anmerken, dass das Alter an der Konferenz eher zu kurz gekommen ist. Trotzdem hat es sich gelohnt, dabei zu sein. Gerade die Wahrnehmung des weiten Care-Begriffs öffnet Horizonte für eine Generationen-Politik. Und zum Schluss haben wir uns sogar beteiligt an einer Demo durch die Häuserschluchten von Berlin - aus Lust und aus Solidarität.

Den Initiantinnen danken wir für die tolle Organisation der Konferenz inklusive Getränke, Essen, Büchertisch, Workshops und Abendveranstaltung. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Barbara Gurtner und Marie-Louise Barben, im April 2014

Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um das Nutzererlebnis auf unserer Website zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies und ähnlichen Technologien zu. Mehr erfahren