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Mehr Revolution als Grossmütter

Der Anlass zum Thema «Altlast oder Goldeselin – kosten wir mehr als wir leisten?» fand Anklang.
Der Anlass zum Thema «Altlast oder Goldeselin – kosten wir mehr als wir leisten?» fand Anklang.

Text und Fotos: Irmgard Bayard


Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie gründeten ein paar Frauen aus Langenthal und Umgebung das RegioForum Oberaargau der GrossmütterRevolution. Öffentlich vorstellen konnten wir uns allerdings damals wegen der Einschränkungen noch nicht. Im Hintergrund war unser Team jedoch daran, dieses Netzwerk auszubauen. Und nun sind wir aktiv.

(Fortsetzung)

Es war Mitte Dezember 2019, als ich mit der ehemaligen Redaktionskollegin Anne-Regula Keller in Solothurn in einem Café über Alltägliches sowie Politik diskutierte. Mittendrin sagte sie plötzlich: «Du musst unbedingt bei der GrossmütterRevolution mitmachen.» Sie selbst war schon mehrere Jahre dort engagiert. GrossmütterRevolution? Noch nie gehört, tönt aber gut, dachte ich mir, auch wenn ich selbst weder Mutter noch Grossmutter bin. Aber die Revolution sprach mich an.
Wieder zu Hause las ich auf der entsprechenden Homepage, worum es sich handelt, und war sofort begeistert. Da gibt es Frauen in der Grossmüttergeneration, welche gesellschaftsrelevante Themen und Anliegen zum Alter, zum Frausein und zu den Generationen aufnehmen, bearbeiten und sich dazu verlauten lassen. «Super!», dachte ich, sowas braucht es in der Region Oberaargau unbedingt auch.

Ein Kernteam war schnell gefunden
Klar war, dass ich dazu andere Frauen an Bord holen musste. Sofort dachte ich an Dorette Balli. Wir kennen uns schon lange, sind befreundet. Die ehemalige SP-Politikerin kämpft auf vielen Ebenen für Gleichberechtigung, die Rechte der Frauen und war in Langenthal federführend bei der Organisation des Frauenstreiks 2019. Natürlich war sie sofort Feuer und Flamme. Mit ihrer ehemaligen Grossrats-Kollegin Maya Eigenmann sowie Priska Walser, Renate Lanz und der ehemaligen FDP-Stadträtin Beatrice Lüthi konnten wir weitere engagierte Frauen gewinnen. Seither sind wir zusammen unterwegs, machen auf breiter Ebene in der schweizerischen Organisation mit und waren natürlich auch an der Gründungsversammlung vertreten. Mit Maya Eigenmann ist zudem nicht nur eine unseres Teams im Vorstand der GrossmütterRevolution Schweiz engagiert, sondern wirkte bei der Spurgruppe für den neuen Verein mit.

«Man wird von uns hören und sehen»
«Man wird von uns hören und sehen»

Corona bremste uns aus
Und dann kam Corona! Nichts ging mehr. Unsere Ideen, wie wir uns der Bevölkerung von Langenthal und Umgebung präsentieren wollten, mussten wir aufgeben. Ich selbst war kurz davor, aufzugeben. Aber die Zoom-Sitzungen zeigten mir, dass es zwar allen ähnlich erging, das Projekt aber trotzdem gute Chancen hatte. Also sind wir glücklicherweise drangeblieben.
Wir vom Kernteam suchten Möglichkeiten des ‘Sichbar-machens und bleibens’ und wurden fündig, etwa durch die Zusammenarbeit mit einer von Frauen geführten Buchhandlung, wo wir das Schaufenster dekorieren durften oder durch Nutzung eines Schaukastens in der Bahnhofunterführung in Langenthal. Zudem präsentierten wir uns am Frauentag vom 14. Juni 2021 mit einem Stand. «Man wird von uns hören und sehen», war und ist unser Motto.

Lustvolle Gespräche in der Runde mit Martina Moser, Franziska Ryf, Stephan Bösiger, Monika Lang und Bernadette Gasche (v.l.)
Lustvolle Gespräche in der Runde mit Martina Moser, Franziska Ryf, Stephan Bösiger, Monika Lang und Bernadette Gasche (v.l.)

Der Nacktkalender als Aufhänger
Als grosser Coup entpuppte sich der Nacktkalender der GrossmütterRevolution Schweiz, an dem mit Maya und Dorette zwei aus unserem Team mit vollem Engagement mitmachten. Und das musste natürlich bekannt gemacht werden. Also organisierten wir im örtlichen Kino Scala eine Matinée, zeigten den Film Calendar Girls und verkauften dort und in unserem Bekanntenkreis Kalender. Mit einem Gottesdienst zum Thema «Nackte Tatsachen» in Oberbipp kamen Themen wie «Erfahrung ist unser Potenzial» (Dorette), «Denken und Handeln wie immer politisch» (Pfarrerin Sybille Knieper), «Ade Schönheitswahn, hallo Vielfalt» (Maya) und «Lebenslust statt Altersfrust» (Rosmarie Brunner, heutige Drehscheibe der GrossmütterRevolution Schweiz) aufs Tapet.
Nachdem Beatrice aus beruflichen Gründen nicht mehr bei uns mitmachen konnte, suchten wir eine andere bürgerliche Frau und konnten ab Herbst 2021 Jana Fehrensen begrüssen. Ein Glücksfall, verfügt sie doch als Kuratorin des Museums Langenthal und des Schlosses Thunstetten und als FDP-Stadträtin über weitreichende Kontakte und sprüht nur so vor Ideen.

Regula Wirth (mit grosser Tasche) brachte uns bei einem Rundgang starke Frauen in Herzogenbuchsee näher.
Regula Wirth (mit grosser Tasche) brachte uns bei einem Rundgang starke Frauen in Herzogenbuchsee näher.

Gesprächsrunde, Führung, Kinomatinées
Für einen weiteren Anlass luden wir im April 2022 zu einer Gesprächsrunde zum Thema «Altlast oder Goldeselin – kosten wir mehr als wir leisten?» ein. Unter der Leitung der Langenthaler Gemeinderätin für Soziales, Martina Moser, diskutierten eine Geschäftsfrau, ein Mitglied des Vereins Seniorebrügg, eine Juristin sowie ein Pfarrer über diese Frage. Die Idee dazu lieferten uns altgediente Frauen der GrossmütterRevolution, fanden wir diese doch in der zur 10-Jahr-Feier herausgegebenen Dokumentation. Man muss das Rad schliesslich nicht neu erfinden! Im Herbst erfuhren wir an einer Dorfführung mehr über «Starke Frauen in Herzogenbuchsee», und den Jahresschluss machte wiederum eine Kinomatinée. Anlässlich der Hexen-Ausstellung im Museum Langenthal wurde der eindrückliche Film «Anna Göldin – letzte Hexe» gezeigt.

Informiert werden Interessierte vorwiegend via unseren Mail-Adress-Pool sowie via Soziale Medien und Von-Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir hoffen sehr, dass viele der knapp 60 Frauen sich für eine Mitwybschaft entschliessen, damit wir auch weiterhin ideelle und finanzielle Unterstützung erhalten.

Und was folgt 2023? Darüber werden wir an unserer nächsten Sitzung diskutieren. Sicher ist bisher nur, dass wir mit grossem Engagement und viel Freude weitermachen werden. Und selbstverständlich publizieren wir unsere Anlässe in der Agenda auf der Homepage www.grossmuetter.ch, sobald die Daten und Themen bekannt sind.
Ihr hört von uns!

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