Schliessen

Erinnerungen an Ostern

Wie andere Festtage ist Ostern heute mit sehr viel Kommerz verbunden.
Wie andere Festtage ist Ostern heute mit sehr viel Kommerz verbunden.

Texte: Marianne Stohler, Monika Fischer und Irmgard Bayard
Fotos: Irmgard Bayard

Christliche Feste wurden in den Familien unterschiedlich gefeiert. Dies zeigen die drei Rückblicke auf Ostern in den 40er- und 50er-Jahren. Die einen feierten mit einem Spaziergang und der Freude, den «echten» Osterhasen gesehen zu haben, für andere standen kirchliche Rituale, Auferstehung und das Ende der Fastenzeit im Vordergrund. Und dann gibt es noch diejenigen, denen diese Tage als eine Feier mit gutem Essen, aber ohne christlichen Bezug, in Erinnerung bleiben.

(Fortsetzung)

Ein echter Osterhase?
Ostern wurde bei uns immer gefeiert. Wir freuten uns riesig, wenn der entscheidende Tag da war und wir uns auf die Suche nach den köstlichen Dingen machen konnten, die der Hase für uns versteckt hatte.

Zuerst aber war der Osterspaziergang angesagt. Recht früh am Morgen zogen mein Vater, mein Onkel, mein Bruder und meine beiden Cousinen los Richtung Allschwilerwald. Wir Kinder hielten natürlich immer nach dem Hasen Ausschau, der uns jeweils so schöne «Schoggihasen», gefärbte Eier und andere kleine Überraschungen im Garten versteckte.

Da! riefen plötzlich mein Vater und mein Onkel. «Schaut, schaut!» Und wirklich, dort, recht weit weg, rannte ein Hase über das offene Feld. Ich sah ganz deutlich den Korb, den er auf dem Rücken trug, gefüllt mit farbigen Eiern. Natürlich fanden wir anschliessend beim Weiterwandern hinter ein paar Veilchenbüschen einige «Schoggieili», die der Hase verloren hatte.

Beglückt kamen wir zu Hause an und erzählten den staunenden Müttern vom echten Osterhasen, den wir gesehen hatten.
Noch heute sehe ich den Hasen mit seinem gefüllten Korb auf dem Rücken vor mir, obwohl ich natürlich weiss, dass es ein ganz gewöhnlicher Hase war und ich staune darüber, wie sehr ein Wunsch, ein inneres Bild, die Wahrnehmung verändern kann.
Marianne Stohler

Wenn das Leben stärker ist als der Tod
Im Rückblick merke ich, wie das Leben in meiner Kindheit durch das Kirchenjahr bestimmt war. Viel mehr als religiöse Inhalte sind es die mit den Festen verbundenen Stimmungen, die mir unvergesslich in Erinnerungen geblieben sind. Die Fastenzeit war wie der Advent geprägt durch den Verzicht auf Süssigkeiten. Besonders eindrücklich erlebten wir die Karwoche. Wenn am Gründonnerstag die Kirchenglocken verstummten und sich am Karfreitag die Priester im Gedenken an den Tod von Jesus am Kreuz auf den Boden der Altarstufen legten und danach mit verteilten Rollen die Passionsgeschichte vortrugen. Es waren für mich Zeichen eines unglaublichen Geschehens, die mich zutiefst beeindruckten.


Ein besonderes Ereignis war die Osternacht. Vor der Kirche brannte ein grosses Feuer, an dem als Zeichen der Auferstehung die Osterkerze entzündet wurde. Zum sich wiederholenden Gesang «Lumen Christi» wurde das Licht durch den dunkeln Kirchenraum getragen, alle antworteten mit «Deo gratias». Die Orgel spielte wieder mit allen Registern, und die Kirchenglocken erklangen. Diese Freude der Auferstehung, des Sieges des Lebens über den Tod trugen wir nach Hause. Dort hatte die Mutter auf dem Stubentisch ein grosses Osternest vorbereitet. Um eine brennende Kerze türmten sich die gefärbten Ostereier, bunte Schoggieier und kleine Osterhasen. Mitten in der Nacht tütschten wir lustvoll die ersten Ostereier und genossen die Süssigkeiten nach der langen Fastenzeit.
Monika Fischer


Gutes Essen, aber kein christliches Fest
Ostern? Irgendwie kann ich mich nicht wirklich daran erinnern. Mein Bruder und ich haben mit unserer Mutter zusammen Eier gefärbt Das weiss ich noch. Allerdings nicht mit Laub und Strumpf, wie andere es von zu Hause erzählten, sondern mit Eierfarben. Sicher haben wir Eier ‘tütscht’ und gegessen. Über die Bedeutung von Ostern wurde bei uns nicht gesprochen (siehe Weisch no… Weihnachten). Aber am Ostersonntag gab es sicher was Feines zum Mittagessen. Das war jedoch nichts Besonderes, denn meine Mutter war eine hervorragende Köchin, und Fleisch kam täglich auf den Tisch. Also eher etwas Spezielles. Kaninchen wird es im Hinblick auf den Osterhasen allerdings wohl nicht gewesen sein…
Irmgard Bayard

Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um das Nutzererlebnis auf unserer Website zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies und ähnlichen Technologien zu. Mehr erfahren