Ottilia Bütler geht gegen die Achtzig. Wegen ihrer Hörbehinderung galt sie als dumm und arbeitete schon früh wie ein „Knecht“ in der Landwirtschaft. Sie heiratete, hatte sieben Kinder und einen Mann, der sie schlug. Sie verliess ihn und kämpfte für die Ausbildungen ihrer Kinder. In zweiter Ehe hatte sie mehr Glück. Dann erlitt ihr Mann einen Hirnschlag. Ottilia Bütler pflegte ihn bis zur eigenen Erschöpfung – und rappelte sich wieder auf. Heute freut sie sich an ihrer Familie und sagt: «Ich hatte immer wieder Glück in meinem Leben.» Nach der Pensionierung geniesst Bernadette Kurmann das Zusammensein mit ihrem Mann. Doch immer wieder trifft sie auf Frauen, die ihren Partner verloren haben. Sie leiden, sind traurig, zum Teil werden sie depressiv und fallen in ein tiefes Loch. Wie werde ich das bewerkstelligen, wenn das Schicksal es von mir verlangt, lautet die bange Frage. Manchmal gerät sie in Panik, weil sie weiss, wie fragil die Zweisamkeit ist. Was tun? Der Film in der Tagesschau ist unvergesslich. Jacinda Ardern, die neuseeländische Premierministerin besucht Angehörige der Opfer des Massakers in Christchurch. Sie trägt ein Kopftuch, und das Ausmass der Tragödie wiederspiegelt sich in ihrem Gesicht. Sie umarmt eine muslimische Frau, die ein kleines Kind auf ihrer Hüfte trägt. Keine PR-Abteilung kann diesen Auftritt geplant haben. Hier steht ein Mensch, eine Frau, eine Mutter und teilt das unfassbare Leid mit den Betroffenen. Sie wird zum Vorbild für die ganze Welt. Monika Fischer und Bernadette Kurmann Kontakt Monika Fischer fischerabt@bluewin.ch
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